KISO – Kindesschutz bei sexualisierter Onlinegewalt
Kurzbeschreibung
Viele Kinder und Jugendliche in der Schweiz erleben sexualisierte Onlinegewalt. Dies kann schwerwiegende negative Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden haben und zu einer ernsthaften Gefährdung führen. So viel ist bekannt. Welche Unterstützung Kinder und Jugendliche im Zu-sammenhang mit sexualisierter Gewalt im Internet benötigen und welche Unterstützung sie in-nerhalb des Kindesschutzsystems erhalten – darüber wissen wir jedoch so gut wie nichts. Es gibt derzeit keine Erkenntnisse darüber, auf welchen Wegen Kinder und Jugendliche an Unter-stützung kommen, ob sie dabei möglicherweise auf Hindernisse stossen, welche Art der Unter-stützung ihnen innerhalb des Kindesschutzsystems angeboten wird, wie sie diese Unterstüt-zung wahrnehmen und wie das Unterstützungssystem grundsätzlich funktioniert.
Diese fundamentale Wissenslücke wollen wir schliessen. Mit der Studie “KISO – Kindesschutz und professionelle Unterstützung bei sexualisierter Onlinegewalt in der Schweiz” („OSAS online sexual abuse support – Understanding the child protection support system for online child se-xual abuse in Switzerland: Perspectives of young people and professionals“) wollen wir das Be-wusstsein schärfen und die Unterstützung für betroffene Kinder und Jugendliche verbessern.
Förderinstrument
Projektförderung, Schweizerischer Nationalfonds (SNF)
Projektteam
Prof. Dr. Rahel Heeg, Gesuchstellerin und Projektleiterin
Prof. Dr. Kay Biesel, Gesuchsteller und Projektleiter
Dr. Clarissa Schär, Projektkoordinatorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin
Aline Schoch, lic. phil., wissenschaftliche Mitarbeiterin
Projektdesign
KISO will folgende Forschungsfrage beantworten:
- Welche Unterstützung bietet das Kindesschutzsystem in der Schweiz Kindern und Ju-gendlichen, die Erfahrungen mit sexualisierter Onlinegewalt gemacht haben?
Damit verbunden sind folgende Unterfragen:
- Wie funktioniert die Unterstützung für Kinder und Jugendliche mit Erfahrungen sexuali-sierter Onlinegewalt innerhalb des Kindesschutzsystems in der Schweiz aus Perspektive der Fachpersonen sowie der Kinder und Jugendlichen?
- Welche Faktoren erleichtern oder behindern eine erfolgreiche Unterstützung?
- Welche Stärken und Schwächen hat das Kindesschutzsystem bei der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit Erfahrungen sexualisierter Onlinegewalt?
Die Forschungsfragen werden mithilfe eines qualitativen Studiendesigns beantwortet: Sowohl Fachpersonen aus dem Deutschschweizer Kindesschutzsystem als auch 10- bis 17-jährige Kin-der und Jugendliche werden dazu befragt, welche Erfahrungen sie mit Unterstützung zu sexua-lisierter Onlinegewalt gemacht haben und wie sie die Unterstützung erlebt haben.
Die Ergebnisse der Interviews mit den Fachpersonen sowie mit den Kindern und Jugendlichen werden zueinander in Beziehung gesetzt, um durch den Vergleich beider Perspektiven ein tiefe-res Verständnis über die Wirksamkeit des Kindesschutzsystems zu erlangen. Im nächsten Schritt diskutieren Fachpersonen aus dem Kindesschutzsystem die Ergebnisse in zwei Work-shops. Ziel ist zum einen, die Ergebnisse einem “Realitätscheck” zu unterziehen, und zum an-deren, Ideen für innovative Instrumente zu entwickeln, die das Kindesschutzsystem im Umgang mit sexualisierter Onlinegewalt verbessern. Auf dieser Grundlage werden schliesslich praxisori-entierte und einfach zu verwendende Instrumente für Fachpersonen erstellt: Broschüren, Emp-fehlungen, Anleitungen, Checklisten und weiteres. Diese Instrumente sollen dabei helfen, sexu-alisierte Onlinegewalt zunächst zu erkennen und zu diagnostizieren, wirksame Unterstützung zu bieten und zu beurteilen, wann spezialisierte Beratungsdienste hinzugezogen werden sollten.
Projektlaufzeit
1. Januar 2025 bis 31. Dezember 2028
Begleitgruppe
KISO wird von einer Begleitgruppe, bestehend aus Fachpersonen verschiedener Bereiche des schweizerischen Kindesschutzes, unterstützt (offene Kinder- und Jugendarbeit, Schulsozialar-beit, Medienbildung, Opferhilfe, stationäre Hilfen zur Erziehung). Sie berät das Projektteam fachlich, insbesondere zu den Themen Feldzugang und Interviewplanung sowie zu den gewon-nenen Studienerkenntnissen. Der Beirat nimmt auch an den zwei Workshops zur Überprüfung der Studienergebnisse teil und wirkt bei der Entwicklung innovativer Instrumente zur prakti-schen Verbesserung des Kindesschutzsystems im Umgang mit sexualisierter Onlinegewalt mit. Es finden jeweils zwei bis drei Beiratssitzungen pro Jahr statt.
Mitglieder des Beirats sind:
- Jacqueline Sidler, Fachbereichsleiterin Präventionsprogramme, Kinderschutz Schweiz (clickandstop)
- Alicia Schröder, Dipl. Sozialpädagogin HF, Fachmitarbeiterin, zischtig.ch
- Ilka Mathis, Beraterin, kokon
- Cornelia Rumo Wettstein, Geschäftsführerin, YOUVITA
- Kristin Busch, Opferhilfe beider Basel
- Kyra Braga, Schulsozialarbeiterin, Netzwerk Schulsozialarbeit Deutschschweiz
- Laurent Sedano, Mitglied Fachgruppe Digitale Medien & Jugendinformation, Dachver-band Offene Kinder- und Jugendarbeit Schweiz DOJ