Dialogisch-systemische Kindeswohlabklärung

Dialogisch-systemische Kindeswohlabklärung heisst, die Lebenssituation von Kindern in der Familie und ihrem erweiterten Umfeld im Dialog und in der Begegnung mit diesen Kindern, ihren Familien und fachlichen Partnern zu erkunden, differenziert wahrzunehmen und zu verstehen. Im Fokus des Interesses stehen dabei die Fragen:

  • Sind die Grundbedürfnisse und Grundrechte von Kindern gewährleistet?
  • Ist die Lebenssituation durch (materielle) Ressourcenausstattung oder durch Pflege-, Erziehungs- und Alltagspraxen geprägt, die das Wohl der Kinder gefährden?
  • Und – falls dies der Fall ist – was sind die Hintergründe, Ursachen und Kontextbedingungen? 
  • Was kann/muss verändert und unternommen werden, um das Kindeswohl zu fördern und zu sichern?

Dialogisch-systemische Kindeswohlabklärung orientiert sich an der Idee des Dialogs, an Prämissen des (sozial-)konstruktivistischen Paradigmas und an Modellen der systemischen Beratung und Therapie. Sie zielt darauf, Selbst- und Fremddeutungen über das, was in einer konkreten Lebenssituation der Fall ist, kommunikativ zu bergen. Sie lässt verschiedene, auch kontroverse Sichtweisen und Deutungen zu, um auf diese Weise neues und «gemeinsames Wissen» über den Fall zu erzeugen. So können Kinder und Eltern dabei unterstützt werden, ihre Lebens- bzw. Familiensituation neu und besser zu verstehen und auf dieser Basis gemeinsam mit Fachpersonen anschlussfähige Lösungs- und Handlungsstrategien zu entwickeln. Vor diesem Hintergrund kann dialogisch-systemische Kindeswohlabklärung als Antwort auf die erhöhte Wahrscheinlichkeit von Kommunikations-, Verstehens- und Behandlungsbarrieren im Kindesschutz betrachtet werden.

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